Feuerbrandprognose Maryblyt (verändert nach Moltmann)

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Feuerbrand ISIP Apfel:https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/entscheidungshilfen/gartenbau/apfel/feuerbrand

Feuerbrand ISIP Birne: https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/entscheidungshilfen/gartenbau/birne/feuerbrand

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Stationen in Rheinland-Pfalz

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Pflanzenschutzberatung Obstbau

Maryblyt ist ein Simulationsprogramm, das aus Wetterdaten das Risiko für eine Blüteninfektion durch Feuerbrand (Erwinia amylovora) berechnet. Apfel und Birne, aber auch eine Reihe weiterer Pflanzenarten, sind ab dem Blühbeginn bei höheren Temperaturen und Luftfeuchten, sowie vorhandener Blattnässe gefährdet durch diese bakterielle Erkrankung.

Maryblyt wurde an der University of Maryland, USA von Prof. Paul W. Steiner entwickelt. Frau Dr. E. Moltmann, Landesanstalt für Pflanzenschutz, Stuttgart veränderte dieses Programm für süddeutsche Verhältnisse. Neben mehreren anderen Ländern, wird dieses Programm auch in der Schweiz und im Südtirol für die Feuerbrand-Prognose seit mehreren Jahren eingesetzt.

Für erfolgreiche Blüteninfektionen müssen folgende 4 Bedingungen erfüllt sein:

1.offene Blüten,
2.kritische Wärmesumme
die erforderlich ist für das Entstehen eines ausreichend hohen epiphytischen Besatzes (Bakterienpopulation); (CDH=critical degree hours): Summe von Grad-Stunden > 18,3 °C (CDH 18) seit erster offener Blüte hat den Wert von mind. 110 erreicht, aber Reduktion bei Folge von kalten Tagen:
  • CDH wird auf 0 gesetzt, wenn Tmin 0 °C
  • wird um 1/3 reduziert, wenn an 1 Tag Tmax < 18,3 °C
  • wird um 1/2 reduziert, wenn 2 Tage Tmax < 18,3 °C
  • wird auf 0 gesetzt, wenn 3 Tage Tmax < 18,3 °C
  • keine Reduktion, wenn CDH 300,
3.Blattnässe/Niederschlag
  • am aktuellen Tag: Blattnässedauer von > 2 Stunden oder Niederschlag von 0,25 mm oder Tau
oder
  • am Vortag: 2,5 mm Niederschlag
und

4.Tagesdurchschnittstemperatur
15,6 °C.


Bewertung
Bei der ursprünglichen Version des Modells wurde von Infektionsbedingungen ausgegangen, wenn alle 4 Bedingungen für eine Infektion erfüllt gewesen sind. Die Beratungserfahrung hat jedoch gezeigt, dass bereits bei einem Infektionswert von “H = hoch” (bisherige Version machte keine Differenzierung bei der fehlenden nicht erfüllten Bedingung) Infektionen auftreten können, wenn am Standort der Agrarmeteorologischen Messstation noch die 4. Bedingung Blattbenetzung bzw. Blattnässe fehlte, während auf nicht weit davon entfernten Standorten diese vorhanden war, und damit bereits Infektionsbedingungen herrschten.

Dies führte dazu, dass für Beratungszwecke eine Unterteilung der Situation bei 3 erfüllten Bedingungen vorgenommen wurde: H, HT- und HW-, wobei für den Warndienst die Handhabung der Situation “HW -” bereits so erfolgt, als seien alle Bedingungen für eine Infektion erfüllt. Bei Zufuhr von Wasser in den Bestand durch Beregnung oder Pflanzenschutzmaßnahmen, wenn bereits “HW -” angezeigt wird, heißt dann aber auch, dass die fehlende Blattnässe künstlich herbei geführt wird und damit Infektionsbedingungen hergestellt werden.



Bedingung
1.
offene
Blüte
2.
Bakterien-
population
3.
Durchschnitts-
temperatur
4.
Regen / Tau
Infektionswert
N
X
-
-
-
M
X
X
-
M
X
-
X
M
X
-
-
X
H
X
-
X
X
HT-
X
X
-
X
HW-
X
X
X
-
I
X
X
X
X
X = Bedingung erfüllt


Die Feuerbrand-Prognose nach Maryblyt gewinnt noch an Zuverlässigkeit, wenn die Bewertung benachbarter Agrarmeteorologischer Messstationen (AMM) für den eigenen Standort miteinbezogen wird.

Beispiel:
  • an der zum Praktikerstandort nächstgelegenen AMM ist die kritische Wärmesumme 110 °C (Gradstunden) überschritten, die Tagesmitteltemperatur ist über 15,6 °C und der Apfelbestand blüht;
  • auf Grund fehlender Niederschläge oder Taubildung und entsprechend fehlender Blattnässe werden an dieser AMM keine Infektionsbedingungen angezeigt, sondern nur “HW -”;
  • an zwei weiteren Stationen in der näheren Umgebung waren bei ansonsten vergleichbaren Bedingungen auf Grund der Tallagen und Taubildung die Infektionsbedingungen gegeben;
  • es ist dann die eigene Entscheidung des Praktikers den eigenen Standort eher der einen oder der anderen AMM zuzuordnen.



Prognosezeitraum
Der geltende Zeitraum ist von der empirisch ermittelten Datengrundlage des Modells her, auf die Blüte (Blühbeginn bis Blühende) begrenzt. Näherungsweise können aber auch nachfolgende Perioden noch beurteilt werden. In der Prognose-Tabelle selbst erscheint nach dem für die Region geltenden Blühende das Blütesymbol nicht mehr in der Spalte “Blüte”. Das Programm weist jedoch bis Ende August das Infektionsrisiko aus, wie wenn noch offene Blüten vorhanden wären. Die Infektionsgefahr besteht dann tatsächlich nur bei Vorhandensein von z.B. Nachzüglerblüten oder durch Hagel, Sturm o.ä. verletztes, anfälliges Pflanzengewebe.

Absolutes Infektionsrisiko
Das Modell sagt nichts darüber aus, ob der Feuerbranderreger tatsächlich im Bestand vorhanden ist. Vielmehr können die Ergebnisse nur eine Orientierungshilfe bei der Feuerbrandbekämpfung sein, um die Prozesse in der Natur besser zu verstehen und die Infektionsbedingungen für den jeweiligen Standort der Agrarmeteorologischen Messstation sichtbar zu machen. Neben diesem Modell wird sicherheitshalber auch die Prognose nach dem Billing-Modell (BIS 95) erstellt, die frühzeitiger mögliche Infektionsbedingungen anzeigt. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass tatsächliche Infektionsbedingungen durch die beiden Prognosemodelle nicht angezeigt werden.

Die klimatischen Bedingungen, insbesondere, die für diese Prognose entscheidende Blattnässe, können schon auf geringere Entfernungen verschieden zur AMM sein, so dass eine Einbeziehung der Beobachtungen, oder besser der Messungen des Praktikers vor Ort, entscheidend ist.

Bei einer jungen Anlage mit einer gewissen Feuerbrand-Vorgeschichte, evtl. einer empfindlichen, noch stark wachsenden Sorte, aber auch bei Gefährdung durch benachbarte Anlagen oder andere Feuerbrand-Wirtspflanzen in der Landschaft, muss der Praktiker auf der sicheren Seite bleiben und bereits bei einem hohen Infektionsrisiko (offene Blüten, Temperatur über 15,6 °C, kritische Wärmesumme in der Nähe von 100 Grad-Stunden) Maßnahmen ergreifen. Dies insbesondere bei Vorhersage von Niederschlägen, wo die PS-Maßnahmen vor dem Einsetzen des Regens erfolgen müssen, so dass die Regenbeständigkeit der Applikation gegeben ist.



Bekämpfungsstrategie
Bei erfüllten Infektionsbedingungen (“I” oder “HW -” in Spalte Infektionswert!) sollte auf jeden Fall auf die Beratungshinweise der Staatlichen Beratung Rheinland-Pfalz geachtet werden!

Wenn in der Ergebnis-Tabelle „SYM“ erscheint, so ist dies der Termin, ab dem nach erfolgreicher Infektion die Inkubationsdauer abgelaufen ist und Feuerbrand-Symptome gemäß Maryblyt sichtbar werden können. Ab diesem Datum sollten die Bestände auf mögliche Symptome untersucht werden und die erforderlichen Hygienemaßnahmen ergriffen werden.

Über die Einbindung der Ergebnisse in die Feuerbrandbekämpfung informiert Sie Ihre
Pflanzenschutzberatung Obstbau Rheinland-Pfalz.

Die Berechnungen werden täglich aktualisiert, sofern keine Störungen bei der Datenübertragung auftreten.

Quellen:



„Sie sind derjenige, der die Geschichte
und Umstände (Ihrer Obstanlage) kennen.
Hämmer bauen keine Häuser
und (Prognose-)Modelle treffen keine Entscheidungen.
Sie helfen Ihnen beides zu tun.“

Dr. Tim Smith, 2004, Washington State University;
”Papst” des alternativ nutzbaren Cougarblight-Modells in der
von Feuerbrand besonders betroffenen Nord-West-Region der USA


Ansprechpartner und verantwortlich:
Dr. Josef Eichhorn und Alfred Orth
DLR Rheinpfalz