Fast jeder Garten hat einen mehr oder weniger großen Rasen, teils weil dies heute so „üblich“ ist, teils weil man sich davon -fälschlicher Weise- eine leichte Pflege verspricht, teils weil er tatsächlich als Spiel-, Sport- oder Partyfläche genutzt wird. In Gartenzeitschriften und in der Werbung sehen wir, wie ein „richtiger“ Rasen auszusehen hat: Gleichmäßig und einheitlich saftig grün, wie ein Veloursteppich. Da stört natürlich jedes Gänseblümchen und jeder Grashalm, der in Wuchsform oder Farbe abweicht. Zudem liest man in Gartenbüchern und Fachartikeln, dass Kräuter die Gräser verdrängen, worunter die Trittfestigkeit eines häufiger benutzten Spiel- und Sportrasens leidet. Es muss also etwas getan werden! Wirklich?
Regelmäßig erhalten wir jedes Frühjahr entsprechende Anrufe, teils mit erheblichem Leidensdruck, man habe doch schon alles probiert, aber man bekäme das Unkraut einfach nicht aus dem Rasen. Hierzu ist zu bedenken, dass Rasen in der beschriebenen Form die schwierigste Kultur im Garten ist, zumal wir für die Kultur „Rasen“ nicht das richtige Klima haben, es ist zu trocken. Kommen dann noch erschwerend ungünstige Böden oder Schattenlagen dazu, gleicht das Vorhaben einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Trotz intensiver Pflege gibt es immer wieder Rückschläge, machen sich Kräuter und unerwünschte Gräserarten breit. Bevor Sie also ein weiteres Herbizid ausprobieren, sollten Sie sich die Zeit nehmen, um nach zudenken, wie ihr Rasen wirklich aussehen muss, um ihren Ansprüchen zu genügen. Neben dem beschriebenen Zierrasen gibt es auch andere Rasenformen wie z.B. den Blumenrasen oder den Trocken- bzw. Magerrasen. Solche extensiv genutzten Grünflächen mit standorttypischer Kräuterflora vertragen jedoch keine starke Trittbeanspruchung und keinen häufigen Schnitt (nur 4-6X/Jahr bei Blumenrasen im Gegensatz zu 10-20x/Jahr bei Zierrasen). Aber ist das für Sie persönlich ein Problem? Wenn weder Kinder noch Haustiere täglich durch den Garten tollen und ihre Gartenparty auf der Terrasse stattfindet, dann reichen ein paar Trittsteine im Rasen aus, um den Weg zum Kompost „gangbar“ zu machen und den Blumenrasen vor zu hoher Trittbelastung zu schützen. Gänseblümchen, Ehrenpreis, Klee oder Löwenzahn sind in solch einem Rasen kein Fremdkörper, der beseitigt werden muss, sondern vielmehr Teil des Systems, das sich dem Standort anpasst und sich entsprechend in seiner Zusammensetzung ändert. Auch Trockenphasen im Sommer überstehen solche Flächen recht gut. Sie werden dann unter Umständen zwar braun und sehen verdorrt aus, 2 oder 3 Tage nach dem nächsten Regen sind sie aber dank der angesiedelten „Trockenheits-Spezialisten“ wie z.B. Wiesensalbei, Hirtentäschel oder Bimbernelle wieder grün.
Können Sie sich mit einer solchen Lösung jedoch nicht anfreunden, dann bleibt wirklich nur eine intensive Rasenpflege mit regelmäßiger Unkrautbekämpfung. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man einzelne Unkräuter ausstechen. Der Erfolg stellt sich leider nicht immer ein. Zum anderen besteht die Möglichkeit, Rasenflächen mit sog. Unkrautvernichtern zu behandeln. Dabei ist zu beachten, dass es Herbizide gibt, die sowohl einkeimblättrige (=Gräser) als auch zweikeimblättrige (=Kräuter) Pflanzen abtötet. Solche Herbizide können nur vor einer Neuanlage eingesetzt werden, da sie den vorhandenen Rasen zerstören. Ein bestehender Rasen kann nur mit Herbiziden behandelt werden, die ausschließlich zweikeimblättrige Pflanzen zerstören und dabei Gräser, die zur Gruppe der einkeimblättrigen Pflanzen gehören, nicht schädigen. Leider wirken nicht alle Wirkstoffe gleichermaßen gut auf die unterschiedlichen Pflanzen. Als besonders problematisch wurde in den letzten Jahren oft der so genannte „gelbe Klee“, eine Sauerkleeart, von vielen Rasenbesitzern angesehen. Er ist sehr hartnäckig und schwer zu bekämpfen. Für die Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich standen bisher 2 Mittel ("Rasen-Unkraut-Vernichter Anicon" und "Loredo") mit ausreichender Wirkung auf Sauerklee zur Verfügung. Bei beiden ist 2009 die Zulassung für den Haus- und Kleingarten ausgelaufen und es dürfen nur bis 31.12.2011 die vorhandenen Restmengen aufgebraucht werden. Im Handel sind diese Mittel in Kleinpackungen nicht mehr erhältlich!
Nach einem Herbizideinsatz ist unbedingt darauf zu achten, dass entstandene Lücken im Rasen erneut mit geeigneten Gräsern angesät werden, da solche Fehlstellen ansonsten schnell wieder durch Unkräuter besiedelt werden.
© DLR | © DLR
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Ein herkömmlicher Rasenmäher genügt für Blumen- wie für Zierrasen.
Zur Arbeitsersparnis kann man auf einem Vielschnittrasen auch einen Mähroboter einsetzen! |
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