Der pflegeleichte Garten- ein Widerspruch in sich?

Immer wieder wird bei Gartenneuanlagen und – umgestaltungen der Wunsch nach einem pflegeleichten
Garten geäußert. Manchmal bestehen auch schon Lösungsvorstellungen wie: “Naturnah, damit ich keine
Arbeit habe” oder “Viel Rasen, den braucht man nur zu mähen!”. Im nachhinein sind die Gartenbesitzer von
der Umsetzung dann oft enttäuscht, denn auch ein naturnaher Garten, soweit man darunter nicht reine
Brache versteht, will gepflegt sein und ohne intensive Pflege erhält man keinen üppiggrünen Rasen. Auch
das, was als lästige Arbeit oder als entspannende Freizeitbeschäftigung empfunden wird, ist sehr unter-
schiedlich. Außerdem gehen die Vorstellungen, wie ein Garten sein soll, sehr auseinander: Für den einen
ist es ein erweitertes Wohnzimmer, stilvoll möbliert, adrett, sauber und aufgeräumt, für den andern fängt
das Abenteuer Natur direkt vor der Haustür an.
Daraus ergibt sich, dass es hier keine generellen sondern nur maßgeschneiderte Lösungen geben kann.
Zur Findung des auf ihre Vorstellungen und Bedürfnisse abgestimmten Gartens kann folgende Vorgehens-
weise helfen:

1. Entscheiden Sie sich für die Stilrichtung ihres Gartens:
  • Formal-archetektonisch ( Merkmal : geometrische Formen, geschnittene Hecken, Gehölze oft in
  • Kugel- o. Säulenform), in der Regel pflegeaufwendiger.
  • Naturnah (Merkmal: organische Strukturen, regionales Material), weniger Pflegeaufwand

2. Machen Sie sich bewusst,

wie groß ihr Garten und damit der tatsächliche Arbeitsaufwand ist: Ein 50m²
großer, formalgestalteter Reihenhausgarten braucht weniger Pflege als ein 500m² großes, naturnahes Grundstück. Auch wenn Sie ein Liebhaber von formal-archetektonischen Gärten sind, sollten Sie bei einem
großen Garten überlegen, ob für Sie Misch-/Übergangsformen ( z.B. in der Nähe des Sitzplatzes formal
sonst naturnah) in Frage kommen.

3. Klären Sie Ihre Einstellung zu Pflege und Unterhalt:

  • Ist langfristig ein geringer Pflegeaufwand vorrangig oder wird ein höherer Pflegeaufwand im Hinblick auf das "perfekte" Aussehen auch langfristig akzeptiert?
  • In welchem Umfang können (körperliche Leistungsfähigkeit, Zeit) und wollen (beliebte und unbeliebte/ lästige Arbeiten) Sie die Pflege selbst durchführen?
  • Haben Sie regelmäßig (mehrmals wöchentlich) Zeit für ihren Garten oder muss er längere Perioden (häufige Dienstreisen, Urlaube usw.) ohne Pflege überstehen?

Bei nähere Betrachtung dieses Punktes wird sehr schnell deutlich werden, was für Sie persönlich "pflege-
leicht" bedeutet. Haben Sie Rückenprobleme, wären evtl. Hochbeete, sowohl im Nutz- als auch Wohngartenbereich, eine spürbare Erleichterung der Pflege. Vielleicht sind Sie auch bereit, einen Auftrag
zum Schneiden von Bäumen und Sträuchern oder zum Mähen der Blumenwiese zu vergeben und die
übrigen, laufend anfallenden Arbeiten sind dann für Sie kein Problem mehr. Unter Umständen packen
Sie gern einmal übers Wochenende kräftig zu, doch unter der Woche muss der Garten ohne Sie aus-
kommen. Dann wäre der Einsatz von Technik, wie z. B. einer automatischen Bewässerung, der richtige
Ansatz für Sie.
4. Überlegen Sie: Wie kann ich meinen Wunschgarten gestalten, dass er weniger Arbeit macht bzw. dass bestimmte Arbeiten nicht oder selten anfallen bzw. schneller oder leichter erledigt werden können.
Dazu hier einige Anregungen:



ArbeitenArbeitserleichterungAlternativenBemerkung
Rasen pflegen (mähen, wässern, düngen, vertikutieren)Rasenkantensteine am Rand, automatische Bewässerung,
Rasenmäherbreite passend zur Rasengröße
- Blumenwiese o. -rasen (selteneres mähen)
- "Rasenersatz" durch Bodendecker (Stauden o. Gehölze)
- reiner Staudengarten mit gepflasterten Wegen und Sitzplätzen
- naturnahe Gestaltung, keine Spielfläche, nur eingeschränkt begehbar (Trittsteine)
- vor allem in kleinen Gärten sinnvoll!
Hecke schneiden (Formschnitt)Hecke schneiden (Formschnitt) Hecke schneiden (Formschnitt)- Freiwachsende Hecke ( kein Formschnitt, Schnitt zur Förderung der Blüte nur alle 1-2 Jahre notwendig
- Sichtschutz durch beranktes Holzelement
- Freiwachsende Hecke ( kein Formschnitt, Schnitt zur Förderung der Blüte nur alle 1-2 Jahre notwendig)
- Sichtschutz durch beranktes Holzelement
gießenautomatische Bewässerung- Verwendung trockenheitsverträglicher Pflanzen auf leichten Böden besonders an sonnigen Standorten
Unkraut jätenmulchen (auch Rindenmulch), Einsaat von Gründüngung auf freien Flächen, für gutes Wachstum der Kulturpflanzen sorgen. Einsatz von Herbiziden nur in Einzelfällen möglich und sinnvoll
Arbeiten in gebückter HaltungGeräte mit ausreichender Stiellänge, Hocker/ Unterlage zum knien verwenden, Arbeitshaltung/-methode verbessernHochbeet
PflanzenschutzVerwendung standortgerechter Pflanzen und resistenter Sorten, Nützlingsförderung, optimale Versorgung (Düngung, Wasser)


eva.morgenstern@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de