Tiefenlockerung – neu, einfach und preiswert !

Der jetzige Zeitpunkt ist hinsichtlich des Lockerungseffektes, der Bodenphysik und möglicher Umwelteinflüsse (Nährstoffauswaschung) für eine Tiefenlockerung ideal. Schon lange hatten wir zu dieser Jahreszeit im Unterboden keine so guten Bedingungen für die Tiefenlockerung wie in diesem Jahr. Der sehr trockene September und Oktober hat uns eine bis in die tiefsten Bodenregionen ausgetrockneten Boden beschert.

Die schlechten Bedingungen der letzten Jahre (Nässe) ließen eine Tiefenlockerung nur bedingt zu, die aber aus heutiger Bewirtschaftungssituation dringend notwendig ist.

In vielen Weinbergsanlagen konnte in diesem Jahr auf Grund der Bodenverdichtung eine verfrühte Gelbfärbung der unteren (basalen) Blätter beobachtet werden.
Die Gründe liegen u.a. in dem erhöhten Pflanzenschutzbedarf (Schwarzfäule, Peronospora,…) und der daraus resultierenden erhöhten Anzahl von Überfahrten mit dem Schlepper. Zudem tritt die Bodenbearbeitung in begrünten Anlagen immer mehr in den Hintergrund.

Wie kann man sich die Entstehung eines verdichteten Bodens aber erklären?
Man muss sich Bodenverdichtung so vorstellen als würde man einen Ziegelstein immer tiefer in den Boden hineindrücken. Wird bei feuchten Bedingungen Druck auf den Ziegelstein ausgeübt, verstärkt sich der Effekt. Wartet man zu lange so ist es sehr schwierig diesen Ziegelstein wieder nach oben zu befördern. Ist der Ziegelstein erst einmal sehr weit unten so benötigt man einen sehr hohen Kraftaufwand – eben den Tiefenlockerer – um den Ziegelstein (die Verdichtung) nach oben zu bekommen. In der Bodenwissenschaft spricht man nicht von Ziegelsteinen sondern von verdichteten Bodenkompartimenten, welche mit jeder Überfahrt weiter nach untern „gefahren“ (transportiert) werden.

Diesen verdichteten Bodenschichten (Bodenkompartimente) kann man durch zwischenzeitliche flache Bodenbearbeitung begegnen, die aber z.B. bei nassen Bodenbedingungen nicht immer möglich ist.
Da aber in der Praxis auch bei nassen Bedingungen andere maschinelle arbeiten durchgeführt werden (Pflanzenschutz, Laubschnitt...) sind die Verdichtungen oft unvermeidlich.
Eine weit verbreitete Meinung hält sich sehr hartnäckig, dass entsprechend begrünte Weinbergsanlagen die Schmalspurüberfahrten abpuffern.
Im Gegensatz zu dieser weit verbreiteten Meinung haben Bodendruckmessungen und eigene Grabungen unter der Begrünung ein anderes Bild gezeigt. Deshalb sind Begrünungswechsel und Lockerungen unter der Begrünung sehr wichtig. Hier treten vor allem die Parapflugsysteme (Bisonschare) in der den Vordergrund.

Bei den ersten Tiefenlockerungen in diesem Herbst hat sich gezeigt, dass wir den Boden durch den Einsatz der „Tiefenschare“ sehr gut anheben konnten. Jedem Praktiker ist bekannt, dass eine Bodenlockerung nur erfolgreich ist, wenn der Bodenhorizont nach der Bearbeitung deutlich angehoben werden kann. Nur wenn nach jedweder Bodenlockerung eine deutliche Erhöhung des Bodenhorizontes in der bearbeiteten Zeile gegenüber der unbearbeiteten Zeile zu erkennen ist war die Lockerung erfolgreich, weil nur dann ausreichend Luft als drittes Medium in unseren Boden eingebracht wurde.
Zudem war beim ausheben der Schare bei den diesjährigen Tiefenlockerungen zu beobachten, dass aus den tiefen Bodenregionen nur absolut trockener Boden an den Scharspitzen verbleibt. Das ist ein Zeichen für die sehr trockene Situation im Bereich unter 45 cm. Dies lässt den Schluss zu, das mit keinerlei Schmierverdichtungen in den tiefen Bodenschichten z. B. durch den Einsatz von Wippschar-Lockerer zu rechnen ist. Deshalb ist die jetzige Situation besonders günstig für den Einsatz von Tiefenlockerungssystemen. Werden diese Systeme aber zum falschem Zeitpunkt eingesetzt, kann genau das Gegenteil erreicht. Beim Einsatz von Tiefenlockeren unter feuchten Bedingungen im Unterboden werden langfristige, kaum mehr zu behebende Verdichtungen in tiefe Regionen eingebracht.

In den letzten Jahren haben einige Firmen interessante Innovationen auf den Markt gebracht,
die auch die Tiefenlockerung für jeden Winzer erschwinglich werden lässt.
Dabei handelt es sich um die Parapflug- oder Bisonschare (Abb.1) Diese Schare mit der geschwungenen-„abgeknickten“ Form werden in eine Tiefe von 45 cm eingezogen und lockern somit besonders gut im Fahrspurbereich (Abb.3).
Die Praxis zeigt auch das der weit verbreiteten Fahrspurverdichtung besonders gut durch diese Bisonschar-Systeme entgegen gewirkt werden kann (Abb. 4a=vorher), (4b=nachher).

Die durch den Traubenvollernter verursachten Verdichtungen lassen sich besonders mit dem
Einzahn-Wippscharlockerer (Abb.2) beheben.

Ein besonders gutes Lockerungssystem für die Lockerung in der Gassenmitte bietet auch die Firma ERO aus Niederkumbd an. Das Gerät arbeitet mit hintereinander versetzten Parapflug-Zinken (Abb. 5). Dabei ist zu beachten dass eine gute Lockerung der Vollernterspur erfolgt, das Gerät aber nur für die Tiefenlockerung und nicht für weitere Bodenbearbeitungen oder die Unterstockpflege eingesetzt werden kann.

Die neuen Bisonzinken bieten zudem den Vorteil, dass sie leicht in die vorhanden Schwergrubber der gängigen Anbieter (Braun, Clemens, Röll, Rust usw.) eingebaut werden können. Dabei ist jeweils die schwere Ausführung der Anbieter notwendig, um die großen Krafteinwirkungen aufnehmen zu können.
Wichtig ist, dass diese Schare mit entsprechenden Abrissschrauben versehen sind um bei hohen Verdichtungen oder speziellen Steinformationen das Gerät nicht zu zerstören. Sie Stärke der Schrauben (Festigkeit) ist dem jeweiligen Bodentyp und Steinanteil an zu passen.

Steht dem Weinbaubetrieb ehedem ein Schwergrubber zur Bodenbearbeitung oder Unterstockpflege zur Verfügung, so kann das Gerät mit entsprechendem Anbau zur Tiefenlockerung einer weiteren Nutzung zugeführt werden.

Betriebe die mit einem angepassten Begrünungssystem, entweder im Wechsel mit jeder zweiten Zeile oder einer Zeitweisen Standortbegrünung und einer Winterbegrünung arbeiten, können die Parapflug- oder Bisonscharsysteme gut einsetzen, um die länger begrünte Gasse zu lockern.

Besonders eine Lockerung der begrünten Gassen lässt eine sehr gute Infiltration der Winterfeuchtigkeit und damit eine gute Sackung des Wassers zu. Ein deutlich verbesserter Wasserhaushalt ist die Folge, aufgrund der besseren Speicherung der Winterfeuchtigkeit in tieferen Bodenschichten.

Der Zugkraftbedarf für den Einsatz von den aufgeführten Tiefenlockerungssystemen ist relativ hoch. Da die Zugkraft direkt mit dem Eigengewicht des Schleppers in Verbindung gebracht werden kann, sollten Schmalspurschlepper mit über 2000 kg Eigengewicht mit mindestens 60 PS eingesetzt werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die relative Trockenheit in diesem Jahr ausgenutzt werden sollte, um eine Tiefenlockerung nach der Lese und vor dem Hauptschnitt in den Weinbergen durchzuführen.

Die durch die Umwelt- und Klimabedingungen oft notwendige höhere Anzahl von Überfahrten hat schon die meisten Weinberge hinsichtlich der Bodenverdichtung sehr stark belastet – lassen Sie dieses Problem nicht zu einer Art schleichenden „Volkskrankheit“ werden. Viele bisher nicht zu erklärende Qualitätsprobleme im Weinbereich sind auch oft auf Verdichtungen im Weinberg zurückzuführen. Da die angepasste Bodenbearbeitung in den letzten beiden Jahrzehnten nicht im Fokus des Winzers mehr gelegen hat, wurde der Tiefenlockerung innerhalb Weinbergsbewirtschaftung fast gar keine Bedeutung mehr beigemessen. Entsprechend dieser Einstellung wurden bei der bisherigen Erlössituation auch aufgrund der hohen Investitionskosten für die Speziallösungen (Wippscharlocker, Parapflug, Spezial-Schwergrubberrahmen) keine Anschaffungen getätigt. Dagegen bieten die Bison-Zinken zum Einbau in ehedem vielleicht vorhandenen Schwergrubber eine kostengünstigere Lösung, welche unbedingt genutzt werden sollte um „alte Sünden“ die am Boden begangen wurden wieder im wahrsten Sinne des Wortes zu beheben.
Abb. 1 (Foto: ©Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Mosel)
Schare
Abb. 3(Foto: ©DLR Mosel)
Weinbergszeile Fahrspurbereich
Abb. 4a(Foto: ©Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel Mosel)
Fahrspur, Rebzeile
Abb. 4b(Foto: ©Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel)
Einzahn Wippscharlockerer
Abb. 2(Foto: ©Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel)
Paraflugzinken
Abb. 5(Foto: ©Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel)


Matthias.Porten@dlr.rlp.de     www.DLR-Mosel.rlp.de